Zur Kirche von Hohenfichte

Der Brand der Stadtkirche zu Schellenberg am 16.04.1893 bot für die seit Jahrhunderten kirchlich dorthin eingemeindete Ortschaft Hohenfichte - Metzdorf Anlaß, selbst einen Kirchenneubau zu errichten, wobei der Spinnereibesitzer Hauschild einen großen Teil der Kosten bestritt, erwirtschaftet natürlich von seinen Arbeitern. Seit der Reformation um 1517 gehörten die drei Orte Hohenfichte, Grünberg und Metzdorf zur Parochie Schellenberg. Ihre Bewohner mußten an den Sonn - und Feiertagen den langen, oft beschwerlichen Pfad hinauf nach Augustusburg zurücklegen. Hauschild beauftragte die Architekten Schilling und Gräbner, aus Dresden, mit dem Entwurf der Kirche von Hohenfichte. Sie leiteten gleichzeitig den Wiederaufbau der Stadtkirche zu Schellenberg (Augustusburg).

Zu Beginn wurde der Bau in Hohenfichte auf dem Hirschberg durch einen tragischen Unfall getrübt. Am ersten Tag des eigentlichen Baubeginns, am 11.06.1893, wurde durch die Wucht eines Steines der im besten Mannesalter stehende Arbeiter Karl Teubel aus Leubsdorf in die Baugrube des Turmes geschleudert, wo er nach wenigen Minuten verstarb.

Die Hohenfichtener Kirche um 1910

Unsere Kirche ist im Frührenaissancestil erbaut. Turm und Kirche besitzen ein Kupferdach. Das Äußere der Kirche trägt in geschickter Weise dem ländlichen Charakter und dem Standort am Bergabhang Rechnung (Freitreppe und seitliche Stellung des Turmes). Die Baudetails, reizvolle und regelmäßige Baugruppen sind von gediegener Schönheit. Das Innere der Kirche macht bei aller Schlichtheit einen äußerst wohltuenden und erhebenden Eindruck. Die außerordentlich günstige Akustik dürfte hauptsächlich durch die hohe Holzdecke erreicht worden sein. Als stilgeschichtlich besonders interessant gilt der Altar, dessen dekorativer Rahmen, reich an Schnitzwerk, manieristische Übersteigerungen von Renaissancemotiven zeigt, die fast schon wie Jugendstil wirken. Das Altarbild, ein wertvolles Kunstwerk, malte Matthias Schmidt in München. Ebenfalls ein Kunstwerk ist die aus Eiche geschnitzte, auf einem Sandsteinsockel ruhende Kanzel. Die Orgel wurde von den Gebrüdern Bruno und Emil Jehmlich aus Dresden erbaut.Sie stand zunächst auf der rechten Seitenempore und wurde später auf die Empore über den Mitteleingang verlagert.

Das bronzenen Glockengeläut mit dem schmiedeeisernen Glockenstuhle lieferte die Fa. Bierling aus Dresden. Es hatte ein Gewicht von über 3000 kg.Während des zweiten Weltkrieges wurde das Geläut der beiden großen Glocken auf Befehl der Nazis entfernt und zum Einschmelzen abtransportiert. Nur die kleine Glocke blieb der Gemeinde erhalten. 1963 war es möglich, aus Spenden ein neues Glockengeläut anzuschaffen. So erhielt die Kirche in Hohenfichte am 12.08.1963 drei neue Stahlglocken, die per LKW, mit Girlanden geschmückt, auf den Hirschberg transportiert wurden, um dann den Glockenturm hinaufgezogen zu werden. Die kleine Glocke des alten Geläutes erhielt eine andere Kirchgemeinde.


Seit 1992 wurden 440.000 Euro für die Sanierung von Dächern und Fassade investiert. 201.000 Euro kamen von Bund und Land, der Rest vom Landeskirchenamt und aus Spenden. Bereits 1992 /93 begannen die Projektierungsarbeiten für die dringend nötige Sanierung. Da es keinerlei Bauunterlagen für den von den Dresdner Architekten Gräbner und Schilling entworfenen Bau gab, war dies schon recht schwierig. Zuerst wurden 1997/98 die Dächer von Grund auf erneuert und wieder mit Kupfer eingedeckt. 1999 begannen die Arbeiten am Turm. Dabei stellte sich heraus, dass der so genannte Kaiserstuhl, der Balken, der die letzte Turmspitze hält, total verfault war. Putz und Malerarbeiten folgten, die schönen Bleiglasfenster wurden neu gefasst und die Sandsteinornamente überholt. 2004 war dann fast alles geschafft, nur die große Eingangstür und einige Kunstschmiedearbeiten müssen noch abgeschlossen werden. Als nächste Baumassnahmen müssten dann die Folgeschäden der undichten Dächer im Inneren behoben werden. Dafür müßte die Kirchgemeinde 75.000 Euro aufbringen. Da das aber zur Zeit nicht möglich ist werden diese Schäden nur provisorisch behoben. Und auch das Pfarrhaus gegenüber der Kirche muss noch auf die dringende Sanierung warten.


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